Folge 9: Deutschland hat gewählt

Shownotes

In der neunten Folge von MAL GRUPP GESAGT sprechen Wolfgang Grupp und Reinhold Böhmer über die Ergebnisse der Bundestagswahl. Grupp gibt seine unverblümte Einschätzung zu den Entwicklungen der CDU, dem Aufstieg der AfD und den Fehlern der anderen Parteien. Außerdem diskutiert er seine Ansichten zur Schuldenbremse, Außenpolitik und möglichen Koalitionen. Eine klare Meinung zur aktuellen Situation – direkt und ungefiltert!

Produktion: Tobias Straubinger

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00:00:00: Ich hätte nie einem Gegner von mir, der sich angeboten hat, mit mir zu sprechen und mir

00:00:06: die Hand zu reichen, das abgelehnt.

00:00:08: Das ist eine Arroganz, die ich mir nicht angemastet.

00:00:11: Mal Grupp gesagt, hier ist der neueste Podcast mit Wolfgang Grupp, dem langjährigen Eigentümer

00:00:18: von Trigema.

00:00:19: Im Gespräch mit Reinhold Böhmer, dem Chefredakteur des Umweltnachrichtenportals Greenspotting

00:00:25: und ehemaligen Ressortleiter der Wirtschaftswoche, sagt der bekannte Unternehmer seine Meinung

00:00:30: zu den spannendsten aktuellen Themen.

00:00:33: Ungefiltert, unzensiert, auf den Punkt.

00:00:36: Hallo Herr Grupp.

00:00:37: Einen schönen guten Tag, Herr Böhmer.

00:00:39: Heute geht es ja mal um etwas ganz anderes, aber um etwas Naheliegendes, nämlich vorneweg,

00:00:45: wie geht es Ihnen eigentlich, was machen Ihre Nerven nach 36 Stunden Wahlkrimi am vergangenen

00:00:52: Sonntag?

00:00:53: Gut, meine Nerven sind da normal geblieben.

00:00:56: Ich habe schon im Vorfeld natürlich vieles nicht verstanden, was gelaufen ist und deshalb

00:01:04: war es für mich kein Wahlkrimi, es war für mich so, wie ich es erwartet habe.

00:01:09: Das Einzige war, dass die CDU hätte ich bei 30 und ein paar und ein, zwei Prozent mehr

00:01:16: erwartet, aber sie war die stärkste Partei und das hatte ich im Vorfeld schon erwartet.

00:01:21: Wie haben Sie denn den Ausgang der Bundestagswahl verfolgt, zu Hause beim Abendessen mit Ihren

00:01:27: Lieben oder wie war das?

00:01:28: Ja, mein Sohn war in München und meine Tochter war in Berlin eingeladen und meine Frau und

00:01:35: ich waren zu Hause und es gab ein paar belegte Brote am Fernseher.

00:01:40: Hatten Sie denn untereinander gewettet, wie die Wahl ausgeht?

00:01:44: Gewettet haben wir nicht, aber ich möchte nur sagen, meine Frau und ich waren beide

00:01:48: der Meinung, dass die CDU klar die Wahl gewinnt, wir hätten sie ein paar Prozent stärker

00:01:56: eingeschätzt, aber sie hat die Wahl gewonnen und das war für uns klar.

00:02:01: Da will ich jetzt mal ein bisschen stärker darauf einsteigen, Herr Grupp, denn Sie sind

00:02:05: ja bekennender CDU-Wähler und die CDU ist jetzt bei 28,6 Prozent der Stimmen gelandet.

00:02:14: Sind Sie als eingefleischter CDU-Wähler denn mit diesen 28,6 Prozent zufrieden?

00:02:21: Ich muss zufrieden sein, weil sie ja die stärkste Partei ist.

00:02:26: Das einzige Problem, was ich immer schon hatte, ich habe nie einen Gegner immer im Mund genommen

00:02:33: und ich sage mal, dass Herr Merz klar gesagt hat, dass er gegen die AfD ist und dass er

00:02:39: mit ihr mit Sicherheit gar nicht spricht, das hätte ich nicht erwartet, weil dann mobilisiere

00:02:45: ich meine Gegner, die dann denen die Stimme geben, die ich nicht will.

00:02:50: Ja, aber so einfach will ich Sie da jetzt nicht entlassen, denn die Umfragen der vergangenen

00:02:56: Wochen, die ließen ja eher vermuten, dass die Union klar über 30 Prozent liegen würde,

00:03:02: im besten Fall sogar bei 32 Prozent, jetzt sind es 3,4 Prozentpunkte weniger, das klingt

00:03:10: eher nach wenig, aber das sind 6,4 Millionen Stimmen weniger, als noch vor kurzem drin

00:03:17: zu sein schienen.

00:03:18: Wie konnte das passieren?

00:03:20: Gut, ich habe es ja schon angedeutet, ich sage mal, Herr Merz hat klar eine Zusammenarbeit

00:03:27: mit der AfD ausgeschlossen, das hätte ich so öffentlich nicht gesagt, ich kann das

00:03:33: ja nachher tun, aber ich muss das nicht öffentlich sagen, denn damit kriege ich natürlich auf

00:03:38: jeden Fall auch Kontrastimmen, die damit nicht einverstanden sind.

00:03:43: Wenn wir in einer Demokratie sind, dann müssen wir mit allen sprechen und können nicht sagen,

00:03:48: mit denen spreche ich nicht oder mit denen rede ich überhaupt nicht oder will ich gar

00:03:53: nichts zu tun haben.

00:03:54: Also wenn ich mir die Ergebnisse der Union in den letzten Jahren anschaue, gut 2021 war

00:04:00: der Tiefpunkt, aber vorher war das unter Frau Merkel sogar bis zu 41,5 Prozent und in den

00:04:09: letzten fünf Jahrzehnten meistens so um die 40 Prozent, ab und zu mal um die 35, also

00:04:17: wenn ich sie wäre, wäre ich da mit den 28,6 Prozent jetzt ehrlich gesagt doch sehr enttäuscht.

00:04:24: Das könnte man sein, aber ich sage mal, man muss ja zufrieden sein, die CDU ist klar die

00:04:31: stärkste Partei und man muss wissen, dass Frau Merkel die CDU immer weiter nach Richtung

00:04:38: links getrieben hat und sozusagen am Schluss hatte sie ja nicht mehr die 40 oder über

00:04:43: 40 Prozent gehabt und deshalb ist die CDU, ist man nicht einverstanden gewesen und ich

00:04:49: habe ja damals klar und deutlich gesagt, ich warte bis Herr Merz wieder zurück kommt,

00:04:57: dann werde ich wieder die CDU wählen, denn ich habe damals die CDU nicht gewählt, sondern

00:05:02: die FDP und habe gesagt, die CDU wähle ich, wenn Herr Merz wieder zurück kommt, das ist

00:05:07: jetzt der Fall und ich bin sicher, dass unter Herrn Merz, wenn er auch demokratisch andere

00:05:14: Parteien, sozusagen mit denen spricht, dass er der CDU wieder weitere Prozente dazu bringen

00:05:21: wird.

00:05:22: Und da sagen Sie jetzt Schuld an diesem schlechten Wahlergebnis war die Politik von Frau Merkel,

00:05:27: sagen Sie.

00:05:28: Das ist meine Meinung und ich habe damals ja klar gesagt, das habe ich ja schon gesagt,

00:05:33: dass ich keine CDU mehr wählen werde unter diesen Umständen, erst wenn Herr Merz zurück

00:05:39: kommt.

00:05:40: Und er hat jetzt die Möglichkeit sozusagen die CDU wieder nach vorne zu bringen.

00:05:45: Aber was war denn jetzt wohl aktuell der Grund für das doch eher bescheidenere Abschneiden

00:05:51: von Herrn Merz?

00:05:52: Weil wie gesagt, die meisten dachten, das wird deutlich über 30, 32 Prozent.

00:05:57: Was war der Grund, dass es dann doch eher bescheiden ausfiel?

00:06:01: Hat Herr Merz ihre Ansicht nach einen Kardinalfehler gemacht oder was war der Grund?

00:06:05: Das kann ich nicht sagen, aber ich hätte, wenn ich in der Position von Herrn Merz gewesen

00:06:11: wäre, hätte ich nie, ich sage mal von vornherein, eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen.

00:06:18: Das kann ich machen, aber ich hätte das nicht öffentlich anerkannt, weil ich damit automatisch

00:06:25: Wähler, die mich nicht wählen wollen, aufgerufen hätte, sozusagen meinen größten Gegner.

00:06:31: Und das hätte ich nicht gemacht, aber das muss Herr Merz besser wissen und ich bin der

00:06:37: Meinung, dass jetzt die CDU eine Chance hat, unter Herrn Merz wieder wesentlich dazu zu

00:06:44: gewinnen.

00:06:45: Also ich würde gerne mal das, was Sie gesagt haben, mit Zahlen unterfüttern, denn es ist

00:06:49: auffällig, dass die wirklich schwache Performance bis zur katastrophalen Performance von CDU,

00:06:57: aber erst recht von SPD und FDP, die ja sogar aus dem Bundestag geflogen ist, dass die sich

00:07:03: erklärt, zum großen Teil aus der Verdoppelung des Stimmenanteils der AfD auf 20,8 Prozent.

00:07:11: Und Herr Merz ist angetreten, um den Stimmenanteil der AfD zu halbieren und das Gegenteil ist

00:07:18: passiert.

00:07:19: Von den zusätzlichen Stimmen für die AfD kamen allein eine Million Stimmen von der Union,

00:07:24: also keine Partei hat so viele Stimmen an die AfD verloren, wie die Union, obwohl Friedrich

00:07:32: Merz ja doch ziemlich reingehauen hat bei der Migrationspolitik und so weiter, war es

00:07:38: vielleicht doch ein Fehler von Merz, sich so auf die Spur der AfD zu geben und dann

00:07:46: den Leuten zu signalisieren, ja dann wählt doch gleich das Original lieber, die AfD.

00:07:50: Das war sicherlich in meinen Augen ein Fehler, ich möchte aber Herrn Merz nicht sagen, was

00:07:57: er hätte machen müssen.

00:07:59: Ich habe nie im Prinzip einen Gegner von mir öffentlich genannt.

00:08:04: Ich habe immer gesagt, ich mache das so und habe nicht gesagt, kaufen Sie nicht ein Konkurrenzprodukt

00:08:13: von Trigema.

00:08:14: Ich habe nie die Konkurrenz in den Mund genommen, denn damit habe ich denen, die mich nicht

00:08:20: unbedingt wollten oder mich nicht unbedingt gerne gesehen haben, habe ich denen die Möglichkeit

00:08:26: gegeben, meinen größten Gegner sozusagen zu unterstützen.

00:08:30: Und das habe ich nie gemacht, aber bitte, das ist so gewesen und ich bin sicher, wenn

00:08:35: der Herr Merz jetzt seine Aufgabe wahrnimmt und nicht konstant sagt, mit der AfD spreche

00:08:42: nicht.

00:08:43: Wir sind in einer Demokratie und müssen theoretisch mit allen Parteien sprechen und wenn er das

00:08:49: macht, dann wird auch die AfD nicht mehr diese Stimmen bekommen, denn dann sind die, die

00:09:00: nicht CDU wählen, nicht unbedingt bereit, die Partei zu wählen, die am meisten der

00:09:06: CDU wehtut.

00:09:07: Ich würde gerne noch etwas zu sprechen kommen, das ich eigentlich etwas gruselig finde, nämlich

00:09:13: wie sich die Wahlverlierer gebärdet haben.

00:09:16: Fangen wir mal mit Christian Lindner an, unter dem die FDP ihren Stimmenanteil fast gedrittelt

00:09:22: hat und hochkant aus dem Bundestag geflogen ist.

00:09:28: Von ihm kein Wort über Fehler, kein Wort über eigene Verantwortung, kein Wort der Entschuldigung

00:09:34: für die völlig gescheiterte Strategie.

00:09:38: Stattdessen sagte er, wenn er seine Laufbahn beende, ich zitiere ihn, dann scheide ich

00:09:44: mit Dankbarkeit und mit einem Gefühl der Dankbarkeit, der großen Dankbarkeit aus.

00:09:51: Statt zu sagen, ich trete zurück, das war es, tut mir leid, sagte er, dass er aus der

00:09:58: Politik ausscheide.

00:10:00: Was sagen Sie denn zu so einer Schönfärberei, zu einem solchen Weichspülen eines Totalversammelns?

00:10:06: Also vom Herrn Lindner halte ich gar nichts.

00:10:08: Ich habe schon bereits im September letzten Jahres klar gesagt in Berlin, als ich eingeladen

00:10:15: war von Herrn Steingart in einer größeren Veranstaltung, wo über 500 Leute da waren

00:10:21: und er mit mir diskutierte, habe ich gesagt, ich verstehe den Herrn Lindner nicht, er müsste

00:10:26: normal die Regierung auflösen, er hat die Möglichkeit, indem er aus der Drei-Regierung,

00:10:32: die keiner will, sozusagen rausgeht, dann wird die Regierung aufgelöst und dann hätte

00:10:38: es letztes Jahr Neuwahlen gegeben und man hätte nicht ewig warten müssen bis jetzt,

00:10:44: bis es Neuwahlen gibt, dann hätten die Leute wieder Respekt bekommen von der FDP und der

00:10:49: Herr Lindner hätte sicherlich wieder seine alten Stammwähler zurückbekommen.

00:10:54: Auch Olaf Scholz, unter dem die SPD das schlechteste Wahlergebnis seit mehr als 130 Jahren einfuhr,

00:11:01: seit 130 Jahren, kam keine Silbe der Entschuldigung, der Verantwortung und des Rücktritts über

00:11:07: die Lippen.

00:11:08: Stattdessen sagte er allen Ernstes, ich zitiere, ich bewerbe mich für das Amt des Bundeskanzlers,

00:11:15: aber ich werde nicht als Vertreter der SPD Teil der kommenden Bundesregierung sein und

00:11:20: auch nicht darüber verhandeln.

00:11:22: Wie finden Sie sowas?

00:11:24: Gut, ich möchte mal so sagen, das ist natürlich typisch für einen Verlierer.

00:11:29: Ich habe selten einen Verlierer gesehen, der klar zugegeben hat, dass er verloren hat,

00:11:35: der hat immer Ausflüchte gesucht und so weiter.

00:11:37: Das ist für mich nicht so wichtig, wichtig ist im Prinzip, dass die SPD der klare Verlierer

00:11:45: ist und die CDU damit im Prinzip Riesenchancen hat, jetzt, wenn der Herr Merz das Richtige

00:11:52: tut, sozusagen die CDU wieder nach vorne zu bringen.

00:11:55: Trotzdem, der SPD-Co-Vorsitzende Lars Klingbeil, der ja schon als Architekt der SPD-Niederlage

00:12:02: verspottet wird, der steigt sogar noch weiter auf und soll Chef der SPD-Bundestagsfraktion

00:12:08: werden.

00:12:09: Ich meine, im Sport gibt es den schönen Satz, never change a winning team, also ein Team,

00:12:15: das gewinnt, soll man nie austauschen, aber umgekehrt eines, das schlecht ist.

00:12:18: Was glauben Sie, was macht denn so etwas mit denjenigen 3,7 Millionen Wählern, die der

00:12:26: SPD den Rücken gekehrt haben, dass derjenige, der dieses zu verantworten hat, jetzt noch

00:12:31: aufsteigt?

00:12:32: Das sind Eigentore, die die selber schießen und ich sage mal, das kann ja nur positiv

00:12:36: für die CDU sein, wenn die SPD solche Fehler macht und sozusagen Leute, die verantwortlich

00:12:44: sind, dass sie verlieren an Zustimmung, dass sie die auch noch befördert.

00:12:49: Ich sage mal, das kann für die CDU ja nur ein Vorteil sein.

00:12:53: Herr Grupp, Sie haben zweimal einen Aufruf von Sarah Wagenknecht für einen schnellen

00:12:58: Waffenstillstand im Ukraine-Krieg unterschrieben.

00:13:02: Wie sehr bedauern Sie denn jetzt, dass das Bündnis Sarah Wagenknecht, also das BSW, wegen

00:13:08: etwa 13.000 fehlender Stimmen den Einzug in den Bundestag verpasst hat?

00:13:13: Also generell schätze ich Frau Wagenknecht.

00:13:16: Alles, was sie sagt, kann ich voll unterstützen und kann ihr nicht widersprechen.

00:13:23: Es tut mir leid, dass sie so knapp sozusagen den Bundestag verpasst hat, denn sie ist eine

00:13:30: aufrechte Person.

00:13:31: Sie hat auch rechtzeitig gesagt, man sollte keine Kriege führen, man sollte miteinander

00:13:36: sprechen.

00:13:37: Ich habe damals die Petition unterschrieben und wurde dafür natürlich auch kritisiert,

00:13:43: aber ich sage mal, was Frau Wagenknecht sagt, kann ich praktisch generell unterschreiben

00:13:50: und sagen, sie ist korrekt, sie will Gerechtigkeit, sie will auch, dass die Schwächeren nicht

00:13:57: untergehen und da kann ich nichts dagegen sagen.

00:14:00: Ich bedauere, dass sie so knapp im Prinzip den Bundestag, den Einzug in den Bundestag

00:14:07: verpasst hat.

00:14:08: Was glauben Sie an die Gründe?

00:14:09: Haben Sie eine Idee?

00:14:10: Die Gründe sind hier die gleichen, ich sage mal, wenn die AfD nicht diese Verdopplung

00:14:16: der Stimmen bekommen hätte, dann hätte sicherlich Frau Wagenknecht auch entsprechend ihre Stimmen

00:14:22: bekommen.

00:14:23: Das heißt, wir sollten uns mal doch jetzt mit dem eigentlichen Gewinner dieser Wahl

00:14:26: beschäftigen, nämlich der AfD, die ja ihren Stimmenanteil von 10,4 auf 20,8% verdoppelte.

00:14:34: Das heißt, jeder fünfte Erwachsene in Deutschland wählte AfD.

00:14:40: Wie finden Sie denn das?

00:14:42: Ich möchte mal so sagen, ich kann viele Punkte, die die AfD sagt, kann ich zustimmen.

00:14:48: Es gibt Rechtsaußenpositionen, denen ich selbstverständlich nicht zustimme, aber ich

00:14:53: kann bei vielen Dingen, muss ich sagen, die AfD hat Recht.

00:14:56: Und ich möchte mal so sagen, ich habe das bei uns im Betrieb immer so gehandhabt, dass

00:15:01: ich auch, wenn die Gewerkschaft etwas kritisiert hat, dann habe ich nicht gesagt, das ist falsch,

00:15:07: weil es die Gewerkschaft ist.

00:15:08: Dann habe ich gesagt, wenn das die Gewerkschaft kritisiert, dann hat sie Recht und habe auch

00:15:12: einem Gegner sozusagen oder einem, der nicht meine Meinung ist, habe ich auch Recht gegeben.

00:15:18: Und das ist die Offenheit und die Größe, die man haben muss, dass man auch anderen,

00:15:24: die nicht in der gleichen Partei sind, dass man denen sagt, die haben Recht und dann hätte

00:15:30: vielleicht die AfD auch viele Protestwähler nicht bekommen.

00:15:34: Für mich ist ja besonders bemerkenswert an dem AfD-Aufstieg, dass er vor allem auf die

00:15:40: Beliebtheit der Partei in Ostdeutschland zurückzuführen ist.

00:15:44: Also hier ist die AfD, man kann sich die Landkarte angucken, außer im ehemaligen Ostberlin und

00:15:50: in Leipzig, in allen Wahlkreisen nicht nur die stärkste Partei, sie kommt in Ostdeutschland

00:15:56: sogar auf rund doppelt so viele Stimmen, wie nach ihr die CDU.

00:16:01: Sind die Ostdeutschen denn irgendwie anders, sind die verrückt geworden oder was meinen

00:16:06: sie?

00:16:07: Ja gut, die Ostdeutschen waren ja immer schon der Meinung, dass sie etwas benachteiligt

00:16:12: sind gegenüber den Westdeutschen und das ist eine Automation, dass man dann natürlich

00:16:19: denen, die nicht die Partei wählt, der Westdeutschen, die die CDU wählt, sondern dass man dann

00:16:26: versucht natürlich etwas kontra zu geben und ich sag mal, die AfD hat sicherlich auch

00:16:33: viele Positionen, wo auch ich nicht nein sagen kann und die vielleicht dann den Ostdeutschen

00:16:40: dienlicher sind, das kann ich jetzt so nicht beurteilen.

00:16:43: Herr Grupp, richten wir mal den Blick nach vorn, also aller Voraussicht nach wird es

00:16:47: eine Koalition aus Union und SPD unter einem Kanzler Friedrich Merz von der CDU geben.

00:16:55: Friedrich Merz wurde nie müde zu betonen, Deutschland brauche einen Politikwechsel und

00:17:00: habe dies nun auch gewählt.

00:17:01: Kann er denn einen Politikwechsel in dieser Konstellation, also CDU, CSU und SPD überhaupt

00:17:10: durchsetzen?

00:17:11: Glauben Sie, das geht?

00:17:12: Gut, die CDU und CSU ist die stärkste Partei und ich möchte mal so sagen, da kann man

00:17:19: schon einiges durchsetzen, es sei denn, wenn es partout nicht geht, dann muss man auch

00:17:25: sagen, dann können wir nicht zusammen arbeiten, dann muss es im Zweifelsfalle Neuwahlen geben,

00:17:30: aber ich bin sicher, dass auch in der SPD gibt es ja viele vernünftige Leute, die im

00:17:36: Prinzip erkennen, dass sie für unser Land was tun müssen und im Prinzip und die CDU

00:17:41: hat die gleichen Voraussetzungen und dann muss das gelingen, denn es ist, wir hatten

00:17:48: eine Dreierregierung, eine Drei-Parteien-Regierung, die aber generell keiner wollte, jetzt haben

00:17:54: wir die Chance einer Zwei-Parteien-Regierung und die müsste die CDU, CSU und die SPD wahrnehmen

00:18:01: und dann entsprechend auch fürs Volk regieren, sodass wir nicht für die Partei regieren,

00:18:07: sondern für den Bürger oder für die, die sie gewählt haben.

00:18:11: Ja, also mir fehlt da ehrlich gesagt schon etwas die Fantasie, wie so ein Politikwechsel

00:18:17: unter Union und SPD gehen könnte oder beziehungsweise worin er bestehen könnte.

00:18:23: Gucken wir uns doch mal die Außenpolitik an, insbesondere den Ukraine-Krieg, hier taten

00:18:28: sich ja Friedrich Merz und seine Parteifreunde, z.B. der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter

00:18:34: und der baden-württembergische CDU-Spitzenkandidat Thorsten Frei, die taten sich ja vor allem

00:18:40: durch die Forderung nach Lieferung von weitreichenden Taukus-Raketen an die Ukraine und die Ausweitung

00:18:47: des Krieges nach Russland hinein vor.

00:18:50: Halten Sie solche Leute überhaupt für fähig, sich z.B. auf einen Waffenstillstand einzulassen

00:18:56: wie ihn der US-Präsident Trump jetzt offenbar erzwingen will?

00:19:00: Also ich bin immer ein Gegner von Streit oder Krieg und ich sag mal selbstverständlich

00:19:07: ist für mich ist hier hat hier Trump mit der Herr Trump sicherlich natürlich das Richtige

00:19:13: getan, indem er einen Waffenstillstand versuchen will zu bekommen und den Krieg mindestens

00:19:20: einstellen will vorübergehend und versuchen will diesen Krieg sozusagen zu beenden.

00:19:25: Das ist immer mehr, also ich habe immer das Beispiel schon gebracht vor Jahren, als der

00:19:31: Krieg begonnen hat, wenn ich von mir privat über die Straße in die Firma gehe und sich

00:19:37: nachts dort zwei streiten würden und sich schlägern würden, was würde man sagen, wenn

00:19:43: ich dem einen ein Beil hole und dem anderen eine Axt, dann würde man sagen, der Gruppspind

00:19:48: der muss doch die auseinander dividieren und befrieden.

00:19:51: Und so sehe ich das, wir dürfen einen Krieg nicht andauern lassen, wir müssen versuchen

00:19:56: die Ursachen zu klären und die beiden an einen Verhandlungstisch zu bringen.

00:20:01: Aber du müssten doch, Kiesewetter oder frei oder auch im März, müssten doch ein bisschen

00:20:07: dann umdenken und sagen, guck mal was der Herr Trump macht, ist doch das Gegenteil von

00:20:12: dem was wir wollten, da müssen wir ein bisschen in sich gehen und mal grübeln, ob wir da

00:20:16: weiterhin richtig liegen.

00:20:18: Selbstverständlich, das wäre für mich immer der Fall, wenn ich sage, ich habe eine andere

00:20:23: Meinung und der andere hat plötzlich eine gegenteilige Meinung, dann habe ich immer

00:20:30: in meiner Entscheidung überlegt, was hat der andere gewollt und ist da nicht auch was Wahres

00:20:35: dran und habe dann vielleicht meine Meinung entsprechend geändert und angepasst.

00:20:41: Schauen wir mal nach Deutschland, in Deutschland ist ja seit der Ära Merkel, das muss man

00:20:45: glaube ich klar sagen, die Infrastruktur verkümmert, der Wohnungsbau ist immer mehr zum Erlegen

00:20:51: gekommen und das vor allem unter der Ampelregierung.

00:20:54: Über allem schwebte die Schuldenbremse, also dass Deutschland per Grundgesetz kaum großartig

00:21:01: zusätzliche Schulden aufnehmen darf.

00:21:03: Glauben Sie, dass die neue Regierung es schafft, hier was Investitionen angeht, zum Beispiel

00:21:09: neue Akzente zu setzen?

00:21:11: Das muss die neue Regierung, das muss Herr Merz natürlich besser wissen und klar wissen

00:21:18: und ich sage mal, wenn die neue Regierung oder die CDU meint, dass wir die Schuldenbremse

00:21:24: lockern müssen, dann müssen die Insider sozusagen das wissen und dann stehe ich auch

00:21:31: dahinter, wenn sie die Schuldenbremse lockern würden, wenn sie aber sagen, das ist nach

00:21:36: dem Grundgesetz nicht möglich und wir können es auch nicht ändern, dann stehe ich auch

00:21:40: dafür, die Verantwortung haben die Politiker und die sind besser involviert und müssen

00:21:46: im Prinzip sehen, was ist machbar und was ist gut für unser Land.

00:21:51: Jetzt werden ja Schulden immer verdammt und es heißt, es sei was Übles, aber wenn man

00:21:56: genau überlegt, wird da jeder vernünftige Volkswirt einem Recht geben.

00:22:01: Es ist ja so, dass Schulden eigentlich auch ein sinnvolles Mittel sind, um die junge Generation

00:22:06: an den Kosten der Infrastruktur zu beteiligen, weil die junge Generation auch später das

00:22:12: nutzen wird.

00:22:13: Also es ist eigentlich nicht viel einzuwenden und Deutschland ist ja viel weniger verschuldet

00:22:18: als die anderen großen wichtigen Industrienationen, doch eine Reform der Schuldenbremse, die würde,

00:22:25: wenn ich die AfD mal außen vor lasse, nur funktionieren, wenn es zu einer Zweidrittelmehrheit

00:22:31: im Bundestag kommt und die kann es nur geben aus Union, SPD, Grünen und Linken.

00:22:38: Das heißt, wenn die Regierung die Schuldenbremse lockern wollte, dann müssten sie eigentlich

00:22:45: einen Schulterschluss hinbekommen bis hin zu Linken.

00:22:49: Finden Sie so etwas des Teufels oder wie ist da Ihre Meinung?

00:22:54: Wenn ich so etwas zu entscheiden hätte, dann gäbe es für mich keine Diskussion, dann

00:23:00: würde ich, kann ich mit den Linken sprechen, aber genauso kann ich mit der AfD sprechen.

00:23:06: Ich muss mit allen Parteien sprechen und dann für mich sehen, wo kriege ich hier als stärkste

00:23:11: Partei, komme ich näher an mein Ziel.

00:23:14: Also ganz klar, wenn es zwischen Union und SPD zäh läuft und die AfD ja, wie die Frau

00:23:23: Weidel gesagt hat, der CDU die Hand reicht, dann, finden Sie, sollte die CDU mit der AfD

00:23:30: zusammenarbeiten oder sogar eine Koalition eingehen.

00:23:34: Verstehe ich Sie da richtig?

00:23:35: Da verstehen Sie mich hundertprozentig richtig, ich hätte nie einem Gegner von mir, der sich

00:23:40: angeboten hat, mit mir zu sprechen und mir die Hand zu reichen, das abgelehnt.

00:23:45: Das ist eine Arroganz, die ich mir nicht angemastete.

00:23:48: Tja, dann, glaube ich, wird es in den kommenden Wochen spannend, Herr Grupp, und ich finde,

00:23:54: wir sollten dranbleiben.

00:23:55: Vielen Dank, Herr Böhmer.

00:23:56: Dann bleiben wir dran und wir gucken, dass wir uns darüber nochmal austauschen.

00:24:01:

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