Folge 5: Mindestlohn, Verantwortung und Unternehmerethik – Wolfgang Grupp im Gespräch

Shownotes

Die fünfte Episode von MAL GRUPP GESAGT dreht sich um aktuelle Herausforderungen für Unternehmer wie etwa die Erhöhung des Mindestlohns und die Einkommensverteilung in Deutschland. Wolfgang Grupp teilt im Gespräch mit Reinhold Böhmer seine Ansichten zur Bedeutung von Verantwortung, Menschenwürde und christlichen Werten im Unternehmertum und erklärt, warum er trotz steigender Kosten weiterhin in Deutschland produziert. Eine ehrliche Diskussion über Ethik, Neid und die Rolle von Politik und Gesetzgebung in der Wirtschaft.

Produktion: Tobias Straubinger

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00:00:00: Ich schäme mich, dass in unserem angeblichen Rechtsstaat so etwas möglich ist, dass der

00:00:05: Gesetzgeber Gesetze macht und gar nicht kontrolliert, ob sie eingehalten werden.

00:00:09: Mal Grupp gesagt, hier ist der neueste Podcast mit Wolfgang Grupp, dem langjährigen Eigentümer

00:00:17: von TRIGEMA.

00:00:18: Im Gespräch mit Reinhold Böhmer, dem Chefredakteur des Umweltnachrichtenportals Greenspotting

00:00:23: und ehemaligen Ressortleiter der Wirtschaftswoche, sagt der bekannte Unternehmer seine Meinung

00:00:29: zu den spannendsten aktuellen Themen, ungefiltert, unzensiert, auf den Punkt.

00:00:35: Hallo Herr Grupp .

00:00:36: Einen schönen guten Tag Herr Böhmer.

00:00:38: Tja, langweilig wird es uns beiden ja nie, was?

00:00:41: Jetzt sind ja doch tatsächlich bald Bundestagswahlen am 23.

00:00:46: Februar.

00:00:47: Fiebern Sie denen schon entgegen?

00:00:49: Nein, ich sage jetzt mal, ich kümmere mich normal um Politik nicht, aber ich habe schon

00:00:57: im August gesagt, dass Herr Lindner die Regierung, die keiner will, mit der keiner einverstanden

00:01:04: ist, hätte müssen auflösen schon lange, indem er austritt aus der Regierung, dann

00:01:08: hätte es schon im Sommer Neuwahlen gegeben und dann wäre meiner Meinung nach wieder die

00:01:14: FDP zu einer alten Stärke zurückgekehrt und dann hätte sie mit der CDU und FDP hätten

00:01:20: die Regierung bilden können.

00:01:22: Was jetzt alles wird nach dem ganzen Schlamassel, was da alles gelaufen ist, da kann ich nichts

00:01:28: sagen, aber ich hoffe, dass die CDU eventuell doch die Regierung bilden kann, vielleicht

00:01:36: nicht mit der SPD, sondern mit der FDP.

00:01:38: Naja, aber hätte es Fahrradkette, sage ich mal, also wenn man so sieht, wie die FDP sich

00:01:44: verhalten hat, wird sich zeigen, ob die Leute ihnen den Freien Demokraten noch vertrauen

00:01:51: oder nicht, aber für mich ist auch jetzt sehr interessant, was so auf die Wirtschaft

00:01:55: zukommt, auf Unternehmen wie Trigema und da ist es ja jetzt so, dass die SPD als erste

00:02:02: entschieden hat, wie es in den Wahlkampf gehen will, nämlich mit sogenannten Wahlbausteinen.

00:02:06: Sie werden sagen, wir kämpfen für, und wetten wir, einer dieser Bausteine wird bestimmt

00:02:12: sein, wir kämpfen für einen Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde, was sagen Sie dazu?

00:02:18: Gut, wenn die Regierung nachher festlegt, dass der Mindestlohn eben steigt, auf 15 Euro,

00:02:26: dann ist es selbstverständlich, das haben wir immer gemacht, dass Trigema sich auch

00:02:31: an diesem Mindestlohn hält, wir stellen im Moment etwas über den Mindestlohn ein, wenn

00:02:37: einer gar nichts kann oder angelernt wird und wenn einer theoretisch mehr nicht leistet

00:02:43: als den Mindestlohn, kriegt er den Job nicht, wir wollen mehr bezahlen als den Mindestlohn.

00:02:48: Aus der Maschine muss mehr rausgeholt werden, als nur ein Mindestlohn.

00:02:51: Also Mindestlohn ist für uns keine Gefahr, wenn alle den Mindestlohn bezahlen, ist es

00:02:56: selbstverständlich, dass wir uns danach richten, etwas höher einstellen als den Mindestlohn

00:03:01: und wir freuen uns, wenn wir dann wesentlich mehr bezahlen, weil die Leistung entsprechend

00:03:07: höher ist, bei uns ist der beste näher, liegt über 20 Euro und darauf sind wir stolz.

00:03:13: Sie müssen ja sehen, 15 Euro gegenüber aktuell 12,41 Euro, das ist ja schon eine Hausnummer

00:03:20: und Sie beschäftigen 700 Näherinnen und Näher und die verdienen oder die kosten Sie siebenmal

00:03:29: so viel wie zum Beispiel in Bangladesch, brächte Sie denn einen Mindestlohn von 15 Euro denn

00:03:35: dann nicht in die Bredouille, Sie müssten doch dann schon einiges drauflegen.

00:03:40: Ist selbstverständlich, aber wenn in Deutschland das so käme, was ich eher als irreal ansehe

00:03:47: und nicht als Tatsache, dann richten wir uns danach, weil wir werden die Produktion in

00:03:52: Deutschland aufrechterhalten und wenn die Regierung sagt, das ist der Mindestlohn, dann

00:03:57: werden wir uns danach richten und auch weiterhin produzieren, weil wir werden nicht gekauft

00:04:02: vom Verbraucher, weil wir billig sind, sondern wir werden gekauft, weil wir Qualität verkaufen

00:04:08: und weil wir made in Germany haben.

00:04:11: Aber auf 15 Euro hoch, ich habe ja gesehen, was Sie bezahlen, Sie zahlen richtig über

00:04:16: Mindestlohn, aber wenn dann 15 Euro kämen, müssten Sie doch nochmal einen richtigen

00:04:20: Schluck drauf tun, müssten Sie dann nicht auch die Preise für Ihre T-Shirts erhöhen?

00:04:24: Also selbstverständlich, wir zahlen ja über Mindestlohn und wir zahlen ja nicht selten

00:04:30: 16, 17, 18, der höchste, der beste Näher kriegt ja über 20 Euro, also das heißt,

00:04:37: es ist ja nicht so, dass wir sagen, wir liegen jetzt beim Mindestlohn oder so und deshalb

00:04:41: sage ich, wenn der Lohn höher ist und die Leistung höher, ist das kein Problem und

00:04:47: ich sage mal am Schluss, na selbstverständlich, wenn plötzlich die Löhne um 10 Prozent steigen

00:04:54: würden, dann müssen wir natürlich auch preislich etwas tun und das muss dann der

00:05:00: Verbraucher auch akzeptieren.

00:05:01: Wenn man die Politiker, vor allem der CDU und der FDP hört, dann, zumindest gilt es

00:05:06: mir so, dann gewinnt man den Eindruck, die Erhöhung des Mindestlohns führe zum Ruin

00:05:11: vieler kleiner und mittelgroßer Unternehmer.

00:05:15: Ist das aus Ihrer Sicht jetzt übertrieben oder ist das die bittere Wahrheit?

00:05:18: Das kann ich nicht beurteilen, ich weiß nicht, wenn ich sage, der Mindestlohn, eine Erhöhung

00:05:24: im normalen Rahmen von 3 Prozent oder 4 Prozent von Erhöhung des Mindestlohns bringt einen

00:05:30: Betrieb in Ruin, dann ist der Betrieb so schlecht, dass er sowieso irgendwann Insolvenz gemacht

00:05:36: hätte.

00:05:37: Ich sage mal, weil es kann nicht sein, dass der Lebensstandard wird konstant irgendwo

00:05:43: steigt etwas und da muss auch ein deutscher Unternehmer, muss wissen, dass das immer in

00:05:49: der Zukunft die Löhne nicht niedriger, sondern höher werden und da muss er mithalten können

00:05:54: und wenn das ihn dann umbringt, dann hat er eine schlecht geführte Firma.

00:05:58: Sie betonen ja immer wieder, Sie seien ein gläubiger Christ, Sie haben ja sogar eine

00:06:02: eigene Kapelle auf Ihrem Grundstück, in der Sie regelmäßig beten und hat denn, muss

00:06:08: ich jetzt mal von dieser Seite her fragen, hat denn das ganze Hickhack um den Mindestlohn

00:06:13: noch etwas mit christlicher Einstellung zu tun, mit Menschenwürde?

00:06:17: Sicher hat, ich möchte nur sagen, wer nicht christlich ist und an nichts glaubt und für

00:06:25: den ist es sicher schwierig, aber ich sage mal, ich habe eine unternehmerische Einstellung

00:06:30: und die ist unabhängig, ob ich katholisch, evangelisch oder ungläubig bin, aber selbstverständlich,

00:06:36: wenn ich gläubig bin, dann ist das Miteinander, das Verständnis haben für den anderen vielleicht

00:06:42: ein bisschen größer, als wenn ich sozusagen Atheist bin und sage, es geht einschließlich

00:06:47: nur um mich, wie kann ich besser werden.

00:06:49: Ich habe auch natürlich durch meinen Glauben sicherlich eine Verantwortung gegenüber meinen

00:06:55: Mitarbeitern, weil ich der Meinung bin, dass es mir so ganz schlecht in meinem Leben nicht

00:07:01: gegangen ist und ich sicher irgendwann, wenn das Leben vorbei ist, Rechenschaft ablegen

00:07:08: muss, dass ich vielleicht einige Vorteile hatte und ob ich die nur ausgenutzt habe oder

00:07:15: ob ich dann auch die Vorteile, die ich hatte, dafür genutzt habe, um anderen auch gewisse

00:07:21: positiven Dinge zu geben.

00:07:23: Das klingt bewegend, Herr Kopp, das klingt sehr bewegend und ich verstehe das auch.

00:07:28: Wir müssen leider wieder ein bisschen profaner werden, was in der Auseinandersetzung meiner

00:07:32: Ansicht nach ebenfalls viel zu kurz kommt, ist ja der Umstand, dass ja diese Forderung

00:07:38: nach einem höheren Mindestlohn ja eigentlich eine EU-Forderung ist und es ist ja so, dass

00:07:43: diese Forderung tatsächlich einen Mindestlohn von gut 15 Euro bedeutet, zurzeit sind es

00:07:48: 12,82 Euro.

00:07:50: Ist das nicht eigentlich auch eine Schande für unser Land, dass Deutschland sich an

00:07:54: diese Vorgaben nicht hält?

00:07:56: Ja gut, wenn unser Gesetzgeber es zulässt, dass auf der einen Seite der Gesetzgeber einen

00:08:02: Mindestlohn festlegt und auf der anderen Seite ihn nicht kontrolliert und lässt den Hassadeuren,

00:08:09: gestattet er, den Mindestlohn zu untergraben.

00:08:12: Das finde ich nicht korrekt und entweder gibt es einen Mindestlohn und dann muss er auch

00:08:18: eingehalten werden und wenn das nicht durchgeführt wird, dann brauchen wir keinen Mindestlohn,

00:08:24: denn dann sind die, die den Mindestlohn einhalten, sind die Dummen und die, die ihn nicht einhalten,

00:08:28: sind die Profiteure und das darf es nicht sein.

00:08:30: Wenn Sie sagen untergraben, dann muss man mal ein bisschen mit Zahlen hinterher kommen,

00:08:34: glaube ich, denn nach Untersuchungen ist es so, dass etwa 750.000 bis 3 Millionen Menschen

00:08:42: den Mindestlohn, obwohl sie ihn bekommen müssten, nicht bekommen.

00:08:46: Schämen Sie sich da nicht für Ihre Mitunternehmer, dass die sowas machen?

00:08:49: Ich schäme mich, dass in unserem angeblichen Rechtsstaat so etwas möglich ist und dass

00:08:56: der Gesetzgeber das zulässt, dafür schäme ich mich, dass der Gesetzgeber Gesetze macht

00:09:02: und gar nicht kontrolliert, ob sie eingehalten werden.

00:09:04: Mindestlohn und Einkommensverteilung ist eine riesige Diskussion in Deutschland und wenn

00:09:09: man so einige Politiker hört, auch eher aus den Reihen der FDP und der CDU, dann wird

00:09:16: gern behauptet, die Deutschen seien ja alle nur neidisch auf die Unternehmen und auf die

00:09:20: Erfolgreichen und würden denen ihren Reichtum nicht gönnen.

00:09:24: Jetzt Herr Grupp, Sie persönlich, Sie wohnen ja gegenüber Ihrem Hauptwerk in Burladingen

00:09:31: auf der Schäbischen Alb, in einer reetgedeckten Villa mit einem parkähnlichen Garten, einem

00:09:36: großen Swimmingpool, in dem Sie jeden Morgen Ihre Bahnen absolvieren.

00:09:40: Dazu haben Sie Hausangestellte, die Ihnen und Ihrer Familie jeden Handgriff abnehmen.

00:09:46: Ist Ihnen da nicht schon Neid entgegengeschlagen?

00:09:50: Ich habe das nie gespürt.

00:09:52: Ich hatte nie den Eindruck, dass man mir etwas neidet, weil ich auch sage, man schätzt Unternehmer,

00:10:00: wenn ich an einen Herrn Wirth denke oder an einen Herrn Herrenknecht, die Milliarden Umsätze

00:10:06: machen, tausende von Beschäftigten halten, denen nimmt man nicht übel, dass sie Flugzeuge

00:10:11: haben oder dass sie Kunstsammlungen haben.

00:10:14: Man ist stolz und ich glaube, Künzelsauer ist stolz auf ihren Unternehmer Wirth, verstehen

00:10:19: Sie, ich sag mal, weil er Leistung bringt, weil er zigtausende von Arbeitsplätzen geschaffen

00:10:26: hat und ein toller Unternehmer ist, neidisch ist man auf die nicht, man ist stolz auf die,

00:10:32: die Leistung bringen.

00:10:33: Man ist nur, man akzeptiert nur nicht, wenn sie keine Leistung bringen und trotzdem entsprechend

00:10:39: kassieren.

00:10:40: Deshalb, wir brauchen Leistungsunternehmer, die tolle Leistung bringen, die unser Land

00:10:46: nach vorne bringen und denen gönnen wir auch alles.

00:10:48: Aber Leute wie Benko, die im Prinzip Milliarden Verluste machen und dann im Prinzip Millionär

00:10:55: bleiben können, das kann in einem Rechtsstaat, halte ich für undiskutabel.

00:11:00: Vielen Dank, Herr Grupp.

00:11:01: Bitteschön.

00:11:02:

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