Folge 3: Standorttreue und Verantwortung – Wolfgang Grupp über Unternehmenskultur und Wandel

Shownotes

In der dritten Episode von MAL GRUPP GESAGT spricht Wolfgang Grupp über die Herausforderungen und Chancen des Standorts Deutschland. Im Gespräch mit Reinhold Böhmer erklärt er, warum er trotz hoher Arbeits- und Energiekosten konsequent in Deutschland produziert, welche Bedeutung er der Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern beimisst und wie er Wandel frühzeitig erkennt und meistert. Verfolgen Sie in dieser Podcast-Folge eine Diskussion über ethisches Unternehmertum, persönliche Haftung und die Innovationskraft eines starken Wirtschaftsstandorts.

Produktion: Tobias Straubinger

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00:00:00: Es gab in Burladingen 26 Textilbetriebe, sie waren fast alle Millionäre, als sie hier produzierten.

00:00:07: Dann haben sie ihre Arbeitsplätze verlagert und dann sind von den 26 außer TRIGEMA, also die 25, alle Konkurs gegangen.

00:00:15: Mal Grupp gesagt, hier ist der neueste Podcast mit Wolfgang Grupp, dem langjährigen Eigentümer von TRIGEMA.

00:00:23: Im Gespräch mit Reinhold Böhmer, dem Chefredakteur des Umweltnachrichtenportals Greenspotting

00:00:29: und ehemaligen Ressortleiter der Wirtschaftswoche, sagt der bekannte Unternehmer seine Meinung zu den spannendsten aktuellen Themen.

00:00:37: Ungefiltert, unzensiert, auf den Punkt.

00:00:41: Hallo Herr Grupp.

00:00:42: Einen schönen guten Tag, Herr Böhmer.

00:00:44: Wie geht es Ihnen?

00:00:46: Danke. Wenn man mit wenig zufrieden ist, geht es einem schneller gut.

00:00:49: Naja, aber gut. Mir geht es zwar auch gut, aber mit Verlaub, so ein bisschen wundere ich mich ja bei Ihnen schon.

00:00:56: Denn es vergeht ja kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Arbeitgeber oder Industrievertreter klagt,

00:01:02: wie schlimm es inzwischen in Deutschland ist, Unternehmer zu sein.

00:01:06: Und da sagen Sie, Sie können nicht klagen, verstehe ich nicht.

00:01:10: Ich habe schon immer gesagt, wenn ich warten muss, bis die Politik etwas ändert, dann habe ich längst größte Probleme.

00:01:17: Ich muss die Probleme rechtzeitig erkennen, den Wandel der Zeit erkennen und die Probleme lösen und den Wandel mitmachen.

00:01:24: Baden-Württemberg ist immer ein guter Standort gewesen.

00:01:27: Und wenn es sich ändert und schwieriger wird, dann liegt es nicht am Standort, dann liegt es ausschließlich an den Unternehmern.

00:01:35: Wir müssen die Probleme rechtzeitig erkennen, den Wandel erkennen und dann im Prinzip sozusagen die Probleme lösen und den Wandel mitmachen.

00:01:44: Aber die Lage der deutschen Industrie ist doch wirklich alles andere als roh.

00:01:48: Sie schauen doch mal, ThyssenKrupp, VW, Bosch, ZF, Bayer, BASF, alles Unternehmen, die im zum Teil fünfstelligen Bereich Stellen abbauen wollen.

00:02:02: Und auch Ihre Branche, Esprit, macht endgültig dicht, das Modehaus Sinn ist schon wieder pleite.

00:02:08: Ist da nicht doch etwas faul im Staate Deutschland?

00:02:12: Natürlich ist etwas faul im Staate Deutschland, weil wir die Verantwortung und Haftung zurück brauchen.

00:02:18: Und ich sage mal, wir müssen die Verantwortung übernehmen.

00:02:21: Und wenn wir aber sagen, solange es gut geht, gestatten wir, dass man kassiert und wenn es schlecht geht, dann macht man Insolvenz, dann ist das katastrophal.

00:02:29: Wir brauchen die Haftung zurück.

00:02:30: Aber es führt einfach kein Weg daran vorbei, dass wir mehr oder weniger in einer Rezession stecken.

00:02:36: Sprich, die Deutschen sparen mehr als sonst.

00:02:39: Sie legen mehr Geld auf die hohe Kante.

00:02:41: Das ist einfach schlecht für die Wirtschaft insgesamt.

00:02:44: Wann müssen denn wir damit rechnen, dass auch Trigema, weil die Leute weniger T-Shirts kaufen, irgendwann mal Arbeitsplätze abbauen muss?

00:02:53: Darauf können Sie lange warten.

00:02:54: Solange ich in der Firma bin, sind die Arbeitsplätze garantiert und es darf keine Probleme geben.

00:03:00: Weil die Probleme sind nicht da, um zu diskutieren, sondern sie sind da, damit sie von mir rechtzeitig erkannt und gelöst werden.

00:03:07: Und so habe ich ja in der Pandemie, als 2020 plötzlich mitgeteilt wurde, dass am abnächsten Tag alle Geschäfte geschlossen sind,

00:03:18: also nicht nur unsere eigenen Geschäfte, sondern alle Einzelhandelsgeschäfte, habe ich per Videokonferenz meine Mitarbeiter wissen lassen,

00:03:25: dass ich wahrscheinlich vor der größten Problematik in meiner Berufslaufbahn bin, aber das sei mein Problem und nicht das Problem der Mitarbeiter.

00:03:33: Auch in dieser schwierigen Situation ist es selbstverständlich, dass ich die Arbeitsplätze garantiere, dass ich die Löhne garantiere und ich werde auch dieses Problem lösen.

00:03:43: Ich habe in 55 Jahren nie eine Stunde kurz gearbeitet, nie eine Person aus Arbeitsmangel entlassen und stets die Arbeitsplätze garantiert,

00:03:51: weil ich rechtzeitig den Wandel der Zeit erkennen musste, das ist meine Aufgabe,

00:03:55: und rechtzeitig in einem Hoch erkennen musste, dass das Hoch jetzt so langsam erreicht ist und es rückwärts geht.

00:04:03: Und danach habe ich mich gerichtet und habe nicht in guten Zeiten geschwärmt und gar nicht erkannt, dass die längst vorbei sind.

00:04:10: Aber wir können doch nicht über so ein paar grundsätzliche Themen hinwegschauen. Gucken wir uns mal doch die Arbeitskosten in Deutschland an.

00:04:17: In Deutschland, im produzierenden Gewerbe- und Dienstleistungsbereich, 41,30 Euro pro Stunde.

00:04:25: Wenn man sich anguckt, was es beispielsweise in Bulgarien ist, in Bulgarien kostet eine Arbeitsstunde einen Unternehmer wie Sie 9,30 Euro.

00:04:34: Also 41 Euro hier, 9 Euro in Bulgarien.

00:04:38: Bulgarien ist nicht weit von Deutschland. Wieso machen Sie nicht einfach in Bulgarien eine Fabrik auf?

00:04:44: Das ist eine Frage. Ich habe hier meine Aufgabe als Unternehmer in meinem Heimatland und ich habe hier Mitarbeiter,

00:04:53: die 20, 30 bis zu 50 Jahre im Unternehmen sind, denen gegenüber habe ich auch eine Verpflichtung.

00:05:00: Und ich kann nicht nur in guten Zeiten sagen, das ist schön und recht, und in schwierigen Zeiten sollen meine Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsplatz sozusagen haften für die Geschichte.

00:05:12: Auch da muss ich schauen und deshalb sage ich, wir haben viele Vorteile in Deutschland und die wir alle nutzen.

00:05:17: Wir haben tolle Mitarbeiter, wir haben entsprechend auch gewisse Bedingungen im Gegensatz zu anderen, die viel besser sind.

00:05:25: Und wir müssen die Probleme lösen und deshalb sage ich, wir sind in einem Hochland und da dürfen wir vor allem keine billigen Produkte produzieren.

00:05:33: Wir müssen entsprechend dem Hochland innovative Produkte produzieren und dafür bekommen wir auch mehr Geld.

00:05:39: Deshalb Made in Germany. Wir bekommen Aufträge nicht, weil wir billig sind, sondern weil wir entsprechend Qualität liefern und vor allem Schnelligkeit, weil wir liefern können.

00:05:50: Wir produzieren konstant volle Auslastung und dann in schwachen Zeiten auf Lager und können dann in den guten Zeiten auch liefern.

00:05:58: Sie sagten, Sie können schnell liefern. Ich meinte Zara beispielsweise.

00:06:03: Der spanische Modekonzern lässt in Marokko oder in der Türkei Nähen, wo es viel niedrigere Lohnkosten gibt.

00:06:12: Ich meine, wieso ist das nicht ein Vorbild für Sie?

00:06:16: Zara hat, so wie ich weiß, keine eigenen Fabriken, sondern der lässt generell produzieren irgendwo und der kann sich in der Welt aussuchen, wo es für ihn günstig ist.

00:06:26: Ich habe eigene Fabriken, Produktionswerke, die sind in meinem Heimatland Deutschland.

00:06:32: Ich habe Mitarbeiter, die bis zu 40, 50 Jahre im Unternehmen sind.

00:06:36: Denen gegenüber habe ich eine Verantwortung und deshalb kann ich mich nicht verhalten wie Zara.

00:06:41: Das ist ein anderes Geschäftsmodell. Ich habe hier Mitarbeiter, die auch mir Jahre geholfen haben in guten Zeiten und dann muss ich in schwierigen Zeiten auch zu meinen Mitarbeitern stehen.

00:06:51: Das hat 55 Jahre bestens funktioniert.

00:06:54: Wir haben einen Zusammenhalt und warum sollte ich dieses Modell ändern, nur weil andere im Prinzip ein anderes Modell haben oder anders sind?

00:07:03: Ich muss meine Probleme lösen. Ich habe sie 55 Jahre gelöst, in guten und in schwachen Zeiten und so werde ich es auch weiterhin tun.

00:07:11: Ich muss Sie nochmal als Unternehmer ansprechen. Sie sind ja Vollblutunternehmer und ein Unternehmer muss möglichst viel Gewinn machen.

00:07:18: Nicht, um zu raffen, sondern um genügend Geld zu haben, um in neueste Maschinen und so weiter zu investieren.

00:07:25: Schauen Sie mal nach Bangladesch, dort ist der Mindestlohn 106 Euro im Monat, also ein Zwanzigstel von dem.

00:07:33: Trauen Sie sich einfach nicht, dort fertigen zu lassen. Da können Sie doch viel mehr verdienen.

00:07:38: Herr Böhmer, Sie fragen mich jetzt etwas. Ich frage Sie jetzt.

00:07:42: Sagen Sie doch das nicht mir. Ich habe 100% Eigenkapital, habe in 55 Jahren nie einen Verlust gemacht, immer Gewinne gemacht und weil ich in Deutschland produziert habe.

00:07:54: Sprechen Sie doch Esprit an. Das gehört den Chinesen und Esprit hat doch Insolvenz gemacht.

00:08:00: Die haben doch alle diese Vorteile, die Sie mir verkaufen wollen, die haben die doch alle genutzt und machen Insolvenz und ich nutze diese Scheinvorteile nicht,

00:08:09: weil Sie im Prinzip am Schluss die Firmen pleite machen.

00:08:12: Moment, Herr Krupp. Ich will doch nicht Sie abwerten, sondern beispielsweise die staatliche deutsche Agentur Germany Trade Invest, also indirekt.

00:08:21: Die Bundesregierung wirbt Unternehmen wie Trigema, sie sollen doch bitte in Thailand, Malaysia, Indien oder Vietnam produzieren und zwar dort,

00:08:31: weil die Löhne fünf bis sieben Mal so niedrig sind wie in Deutschland. Fühlen Sie sich denn von so einer Agentur, einer staatlichen deutschen Agentur nicht auch angesprochen?

00:08:43: Ich fühle mich nicht angesprochen, sondern ich frage mich, was diese Verantwortlichen in der Agentur im Hirn haben.

00:08:49: Wissen Sie, wenn Sie im Prinzip die deutschen Firmen dazu anreizen, im Ausland billige Arbeitsplätze zu nutzen und im Inland die Mitarbeiter zu entlassen,

00:08:59: dann ist das für mich unverantwortlich und nicht nachvollziehbar.

00:09:03: Ein Arbeitgeberpräsident Henkel hat mich vor Jahren angeschrieben, ich soll doch in dem, dem ausländischen Land produzieren und Arbeitsplätze verlagern.

00:09:12: Dem habe ich dann knallhart meine Meinung gesagt. Er war dann beleidigt, weil ich gesagt habe, als Arbeitgeberpräsident mich aufzufordern, Arbeitsplätze zu verlagern, ist eine Todsünde.

00:09:23: Und das darf ein Arbeitgeberpräsident nicht machen. Aber er war dann sehr beleidigt. Aber bitte, es gibt immer welche, die meinen, sie müssten irgendwelche sinnlosen Sprüche machen oder irgendwelche Dinge fordern.

00:09:34: Ich sage mal, ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern, gegenüber meinem Heimatland, gegenüber denen, die bei mir Jahrzehnte arbeiten und kann nicht alle Sperenzchen mitmachen,

00:09:45: die andere meinen, die gerade mal kurzfristig günstig sind und langfristig sicher dann, wie ich so überall gesehen habe, zur Insolvenz führen.

00:09:53: Es gab in Burladingen 26 Textilbetriebe. Sie waren fast alle Millionäre, als sie hier produzierten.

00:10:00: Dann haben sie ihre Arbeitsplätze verlagert und dann sind von den 26 außer Triema, also die 25, alle Konkurs gegangen.

00:10:09: Jetzt frage ich sie, warum soll ich Arbeitsplätze verlagern, wenn die, die verlagert haben, Konkurs geht?

00:10:14: Sie waren Millionäre, als sie hier produziert haben und wir machen hier Gewinne und ich habe keine Begründung, irgendetwas anderes draußen zu machen.

00:10:22: Jetzt gibt es seit gut einem Jahr das sogenannte Lieferkettengesetz, das die deutschen Unternehmen, die größeren zumindest, verpflichtet,

00:10:32: darauf zu achten, dass bei ihren Zulieferern die sozialen Standards und Menschenrechte eingehalten werden.

00:10:39: Die FDP will das Gesetz abschaffen. Schränkt denn Sie, sprich Triegema, das deutsche Lieferkettengesetz denn nicht ein?

00:10:48: Das schränkt uns nicht ein, weil wir haben jahrzehntelang die gleichen Lieferanten.

00:10:52: Das ist ein deutscher Spinner, den wir genau kennen, der Verantwortung auch hat und der sorgt sicher dafür.

00:10:59: Der kriegt von uns auch einen entsprechenden Preis für sein Garn und wird sich nicht trauen, dass er andere Leute ausnutzt.

00:11:08: Und dann haben wir noch einen griechischen Lieferanten und die haben wir jahrzehntelang, diese Lieferanten und die kriegen auch ihre Preise

00:11:15: und werden sicherlich nicht auf Riesengewinne machen auf Kosten ihrer Lieferanten.

00:11:21: Deshalb ist das Lieferkettengesetz für uns in Ordnung und wir sind hundert Prozent sicher, dass auch bei unseren Lieferanten das entsprechend sauber abläuft.

00:11:32: Jetzt haben wir ja durch den Ukraine-Krieg die Explosion der Energiepreise in Deutschland gehabt.

00:11:40: Also es ist ein riesiges Thema für viele Unternehmen und Deutschland hat beispielsweise die zweithöchsten Strompreise der führenden 20 Industriestaaten.

00:11:51: Treibt Sie denn so etwas nicht aus dem Land, wenn Sie auf einmal explosionsartig mehr für Strom und Gas und Öl bezahlen müssen?

00:12:00: Sie fragen mich jetzt schon mehrfach, warum ich das Land nicht verlasse.

00:12:05: Nach Ihren Fragen müsste ich ja jeden Tag das Land verlassen.

00:12:08: Das ist meine Heimat. Hier muss ich die Probleme lösen, die Probleme rechtzeitig erkennen.

00:12:14: Und wenn wir explodierende Stromkosten haben, das hat es immer mal gegeben, wir machen hundert Prozent Eigenstrom mit Kraft-Wärme-Kopplung,

00:12:21: aber das hat sich wieder eingependelt. Selbstverständlich sind sie höher als früher, aber so gibt es bei den Garnpreisen auch, dass sie wieder höher sind.

00:12:29: Als vorher, oder dass sie mal niedriger sind, das können wir verkraften und dann kann man theoretisch auch mal,

00:12:39: wir haben schon länger die Preise nicht mehr angehoben, aber man könnte auch mal anheben, also man kann das ausgleichen.

00:12:44: Und wir werden nicht gekauft vom Verbraucher, weil wir billig sind, sondern weil wir Qualität liefern.

00:12:51: Und da kann es mal sein, dass er auch mal akzeptiert, dass wir zwei Prozent die Preise erhöhen oder drei Prozent, weil wir entbrechende Stromkosten haben oder nicht.

00:13:01: Ich nerve Sie trotzdem weiter, nämlich Thema Steuern.

00:13:06: Die Steuerbelastung, die effektive Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften in führenden Industrienationen ist niedriger als in Deutschland.

00:13:17: Deutschland hat, glaube ich, hinter Spanien und Japan die höchste effektive Steuerbelastung für Kapitalgesellschaften.

00:13:25: Trigema ist jetzt zwar keine Kapitalgesellschaft, aber fühlen Sie sich auch da nicht in Ihrer unternehmerischen Tätigkeit eingeschränkt?

00:13:33: Also erstens mal habe ich immer schon gesagt, solange ich Steuern bezahlen darf, habe ich Gewinne gemacht.

00:13:41: Erst wenn ich keine Steuern mehr bezahle, dann habe ich keine Gewinne gemacht. Und Trigema hat 55 Jahre Gewinne gemacht.

00:13:47: Und ich war stolz, dass ich Steuern bezahlen durfte oder musste, denn dann wusste ich, ich habe wieder ein positives Jahr abgeliefert.

00:13:56: Und wir haben 55 Jahre positive Ergebnisse gemacht, 55 Jahre Gewinnsteuer bezahlt.

00:14:03: Und ich bin damit glücklich geworden und damit haben wir 100 Prozent Eigenkapital und sind unabhängig von jeglicher Bank oder sonst etwas.

00:14:12: Dahinter höre ich so eine Art von Generalkritik an denjenigen, die immer den Standort Deutschland bekritteln.

00:14:19: Also Erfolg haben ist keine Kunst. Und ob ich erfolgreich bin oder nicht, das müssen Sie sagen, wenn ich offiziell abgedankt habe oder wenn ich im Sarg liege.

00:14:29: Aber ich sag mal, Erfolg haben ist keine Kunst. Ein Arbeitgeberpräsident Hund war mit seinen Allgäuer Werken erfolgreich, jetzt sind sie pleite.

00:14:36: Ich sag mal, man muss nur sehen, Erfolg haben ist keine Kunst, Erfolg durchstehen.

00:14:41: Und da ich noch in der Firma bin, habe ich noch nicht alles durchgestanden. Erst wenn ich offiziell abgedankt habe, dann können Sie sagen, jetzt ist es soweit.

00:14:49: Aber ich sag mal, am Standort Deutschland haben wir viele Vorteile und wir müssen die Vorteile nutzen und nicht ewig über die Nachteile klagen.

00:14:58: Wir müssen konstant den Wandel erkennen, das ist ganz wichtig. Und vor allem an dem angeblich teuren Standort Deutschland keine Billigprodukte.

00:15:07: Wir müssen innovative Produkte machen, die der Kunde kauft, weil er im Prinzip diese Qualität will oder das und jenes.

00:15:14: Aber Tregema ist mir persönlich noch nicht aufgefallen als außerordentlich innovativ und forschungsintensiv.

00:15:21: Was ist denn Ihr Geheimnis, durch das Sie die Wettbewerber trotz der hohen Lohnkosten, trotz anderer Nachteile hier ausstechen?

00:15:31: Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis, Ihr Geschäftsmodell?

00:15:35: Also wir produzieren jeden Tag volle Produktion. Bei uns hat die Produktion die Hoheit, nicht nach Aufträgen, sondern die Produktion hat die Hoheit.

00:15:45: Wir machen etwa 80.000 Teile in der Woche und die Produktionsleitung sagt zu mir, wir brauchen diese 80.000 oder wir haben noch übrig von letzter Woche, wir brauchen nur 60.000.

00:15:54: Und die muss ich disponieren. Und meine Aufgabe ist es, eine Kapazität zu haben, die ich auch verkaufen kann.

00:16:02: Und das habe ich immer so gehalten, dass ich gesagt habe, in guten Zeiten habe ich nicht plötzlich, weiß Gott was, alles erweitert,

00:16:10: sondern ich habe in guten Zeiten abgewartet, ob sie gut bleiben oder nicht und habe erst am Schluss, dann wenn es ewig im Engpass war, ein bisschen erweitert.

00:16:19: Und im Moment würden wir gerne erweitern, aber wir kriegen die Arbeitskräfte nicht.

00:16:23: Aber der Clou ist doch bei Ihnen, dass Sie sofort liefern können.

00:16:28: Was ist denn heute anders als früher, wo Sie noch eine Winter-, eine Frühjahrs- und eine Sommerkollektion hatten?

00:16:34: Gut, die Lieferfähigkeit von TRIGEMA war immer bekannt. Qualität, Schnelligkeit und Flexibilität war immer unsere Stärke.

00:16:43: Wollen Sie damit sagen, dass diese Idee von TRIGEMA, also schnell lieferfähig zu sein und den Kundenwunsch schnell erfüllen zu können,

00:16:52: dass das eigentlich ein Motto ist, das die anderen Unternehmen auch mehr beachten sollten?

00:16:58: So nach dem Motto, an TRIGEMAS Wesen soll der Standort Deutschland genießen.

00:17:03: Gut, das wäre traurig, wenn man das im Prinzip anderen Unternehmen sagen muss.

00:17:09: Weil ich sage mal, durch das Online, der im Prinzip, wo es heißt, das gefällt mir, ich will es und ich will in zwei, drei Tagen die Ware haben,

00:17:17: ist ja bekannt, dass man die schnelle Lieferung, das Lager haben und dann schnell liefern können, dass das fürs Online eine große Voraussetzung ist.

00:17:26: Und das muss man aber erkennen, dass das im Prinzip in der Zwischenzeit hoch gehypt wird und ganz wichtig ist.

00:17:34: Und das muss der Unternehmer erkennen, wenn er aber in Bangladesch fertigt oder dies oder jenes, dann ist die Frage, ob er diese Flexibilität dann eben hat oder nicht.

00:17:44: Danke, Herr Grupp.

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